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Die Landwirtschaft ist eine bedeutende Verursacherin von Treibhausgasemissionen (THG-Emissionen), sowohl weltweit als auch in der Schweiz. THG-Emissionen entstehen entlang der Produktionskette bei der Herstellung von Produktionsmitteln, durch die Verbrennung von fossilen Treib- und Brennstoffen in landwirtschaftlichen Maschinen und Gebäuden, sowie insbesondere durch biochemische Prozesse bei der Tier- und Pflanzenproduktion. Durch Effizienzsteigerungen und durch eine Anpassung der Intensität kann und soll die Landwirtschaft einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.

Verschiedene Emissionsquellen

Die THG-Emissionen aus der landwirtschaftlichen Produktion werden von Agroscope jährlich berechnet und als Zeitreihe ab 1990 im nationalen Treibhausgasinventar ausgewiesen. Die Berechnungen erfolgen nach den methodischen Vorgaben des Weltklimarats (IPCC). Für die landwirtschaftlichen Emissionen im engeren Sinn (Sektor Landwirtschaft im Treibhausgasinventar) wird 2017 eine Menge von 6,08 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten (Mio. t CO2eq) ausgewiesen, was einem Anteil von ungefähr 13 % der gesamten Emissionen der Schweiz entspricht. Auf das Konto der Landwirtschaft fallen insbesondere die Methanemissionen (CH4) aus der Verdauung der Nutztiere (3,29 Mio. t CO2eq) und die Lachgasemissionen (N2O) aus den Böden (1,58 Mio. t CO2eq). Beide Gase werden auch bei der Hofdüngerlagerung freigesetzt (0,75 bzw. 0,41 Mio. t CO2eq). Von geringer Bedeutung sind die Kohlendioxidemissionen (CO2) aus der Kalk- und Harnstoffdüngung (0,05 Mio. t CO2eq).

Neben diesen Quellen stehen weitere emissionswirksame Prozesse im Zusammenhang mit der landwirtschaftlichen Produktion, die im Treibhausgasinventar anderen Sektoren zugeordnet sind. Die 0,04 Millionen Tonnen CO2eq aus der Verbrennung landwirtschaftlicher Abfälle sowie aus Verlusten bei landwirtschaftlichen Biogasanlagen und der Feldrandkompostierung sind vergleichsweise gering. Hingegen fallen die CO2-Emissionen aus der Verbrennung von fossilen Treib- und Brennstoffen in landwirtschaftlichen Maschinen und Gebäuden mit ungefähr 0,63 Millionen Tonnen CO2eq ins Gewicht (0,43 Mio. t CO2eq aus Treibstoffverbräuchen für land- und forstwirtschaftliche Fahrzeuge sowie aus Brennstoffverbräuchen von Trocknungsanlagen gemäss Treibhausgasinventar plus geschätzten 0,20 Mio. t CO2eq von Gewächshäusern). Ein relevanter Posten sind auch die landwirtschaftlich genutzten Böden, die sowohl Kohlenstoff aufnehmen (Senke) als auch abgeben können (Quelle). Diese werden ab 2020 ebenfalls in der Treibhausgasbilanz der Landwirtschaft berücksichtigt und an die Zielerreichung der Schweiz auf nationaler und internationaler Ebene angerechnet. Die methodischen Grundlagen dazu werden derzeit entwickelt, weshalb an dieser Stelle kein Wert aufgeführt werden kann. Es sei lediglich darauf hingewiesen, dass die Kohlenstoffveränderungen der Landnutzung starken jährlichen Schwankungen unterworfen sind. Die Flüsse sind gemessen an den Bodenvorräten sehr gering, können über die gesamte landwirtschaftlich genutzte Fläche jedoch bedeutend sein. Des Weiteren fallen bei der Herstellung importierter Produktionsmittel (insbesondere Futtermittel und Mineraldünger) im Ausland Emissionen im Umfang von rund 0,81 Millionen Tonnen CO2eq an. Diese Emissionen werden gemäss den internationalen Richtlinien in der Klimaberichterstattung den Herkunftsländern zugerechnet (Territorialprinzip). Ohne die letztgenannten Emissionen und unter Vorbehalt der bestehenden Unsicherheiten bei der Modellierung und Anrechnung der CO2-Bilanz aus der Landnutzung ergibt sich für das Jahr 2017 ungefähr ein Total von 7 bis 8 Millionen Tonnen CO2eq für die landwirtschaftliche Produktion in der Schweiz.
 

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Stagnierende Entwicklung

Die THG-Emissionen der Landwirtschaft im engeren Sinn liegen 2017 im Vergleich zu 1990 um 0,69 Millionen Tonnen CO2eq bzw. 10 % tiefer. Die Abnahme erfolgte in den 1990er Jahren, seither stagnieren die Emissionen. Der tiefste Wert wurde 2004 mit 5,96 Millionen Tonnen CO2eq erzielt. Die Emissionsentwicklung widerspiegelt insbesondere die Veränderungen des Rindviehbestandes und des Stickstoffdüngereinsatzes. Zwischen 2014 und 2017 sind die THG-Emissionen leicht zurückgegangen, liegen im Mittel aber kaum tiefer als in der vorangehenden Vierjahresperiode. Im Rahmen der Agrarpolitik 2014–2017 sind Änderungen bei den Direktzahlungen vorgenommen worden, von denen eine Klimaschutzwirkung erwartet worden ist, insbesondere die bessere Zielausrichtung der Beiträge und die Umlagerung der tierbezogenen Beiträge auf die Fläche sowie die Einführung von Beiträgen für emissionsmindernde Ausbringverfahren für Hofdünger, schonende Bodenbearbeitung und stickstoffreduzierte Phasenfütterung von Schweinen. Allerdings waren diese Anpassungen offenbar kaum effektiv was die Senkung der THG-Emissionen betrifft.

Auf internationaler Ebene zeichnen sich besorgniserregende Trends ab. Für den Zeitraum 2003/05 – 2013/15 weisen alle OECD-Mitgliedstaaten einen durchschnittlichen jährlichen Anstieg der Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft von 0,2 % auf (OECD 2019).

Ein umfassendes Bild über die Entwicklung der landwirtschaftlichen THG-Emissionen ergibt der Einbezug der Energienutzung und der Kohlenstoffflüsse der Landnutzung. Bei Letzteren sind neben der Verbesserung der Modellierung ein Umgang mit den grossen Schwankungen und eine Referenz für die Abrechnung noch festzulegen. Daten werden für die nächste Verpflichtungsperiode ab 2023 verfügbar sein.

Zusätzliche Anstrengungen nötig

Vor dem Hintergrund der Herausforderungen des Klimawandels erarbeitete das BLW 2011 eine Klimastrategie für die Landwirtschaft (BLW 2011). In der Strategie wird ein linearer Absenkpfad bei den landwirtschaftlichen THG-Emissionen definiert. Bis 2050 sollen die Emissionen gegenüber 1990 um über einen Drittel reduziert werden. In der Botschaft zur Totalrevision des CO2-Gesetzes schlägt der Bundesrat basierend auf diesem strategischen Ziel für den Sektor Landwirtschaft einen inländischen Reduktionsbeitrag von 20 bis 25 % für das Jahr 2030 gegenüber dem Basisjahr 1990 vor (Bundesrat 2017). Das Ziel soll primär mit Massnahmen der Landwirtschaftsgesetzgebung erreicht werden. Sofern sich eine Zielverfehlung abzeichnet, wird das Eidgenössische Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung WBF beauftragt, dem Bundesrat Vorschläge für eine Kurskorrektur zu unterbreiten.

Die Entwicklung der landwirtschaftlichen THG-Emissionen zeigt, dass die Zielsetzung aktuell verfehlt wird. Es sind somit zusätzliche Anstrengungen nötig, um die Emissionen wieder auf Kurs zu bringen. Entscheidende Ansatzpunkte zur Senkung der landwirtschaftlichen Treibhausgasemissionen sind eine eine konsequente Nutzung der ackerfähigen Flächen für die direkte menschliche Ernährung, eine Eindämmung von Nährstoffüberschüssen, eine Substitution fossiler Energieträger zusammen mit Effizienzsteigerungen sowie die Erhaltung und der Aufbau der Kohlenstoffspeicherung auf landwirtschaftlichen Flächen. Die künftige Entwicklung der Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft ist abhängig davon, inwiefern es gelingt, in diesen Bereichen griffige Vorschriften und eine Verstärkung der Anreizprogramme zu etablieren.

Literatur

BLW, 2011: Klimastrategie Landwirtschaft. Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel für eine nachhaltige Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft. Bern, Schweiz.

Bundesrat, 2017: Botschaft zur Totalrevision des CO2-Gesetzes nach 2020. Bern, Schweiz.

FOEN, 2019: Switzerland’s Greenhouse gas inventory 1990 – 2017. National inventory report 2019. Including reporting elements under the Kyoto Protocol. Submission of April 2019 under the United Nations Framework Convention on Climate Change and under the Kyoto Protocol.

OECD, 2019: Agri-environmental indicator database.

Daniel Felder, BLW, Fachbereich Agrarumweltsysteme und Nährstoffe,
daniel.felder@blw.admin.ch

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