Zurück

Einleitung

In der Botschaft zur Weiterentwicklung der Agrarpolitik 2014 – 2017 wird in den zunehmend liberalisierten und volatilen Lebensmittelmärkten die Bedeutung der Sicherstellung einer angemessenen Transparenz aus unabhängiger Warte hervorgestrichen. Das BLW führt seit Jahren ein Monitoring in den bedeutenden Agrarmärkten auf verschiedenen Handelsstufen durch. Der Fachbereich Marktanalysen des BLW als ausführende Stelle stützt sich dabei auf die gesetzliche Grundlage, welche in Artikel 27 Absatz des 1 LwG festgelegt ist. Insbesondere Preisentwicklungen in den Bereichen Fleisch, Milch, Eier, Ackerbauprodukte, Früchte und Gemüse stehen laufend im Fokus und werden in diesem Beitrag vertieft betrachtet.

In den nachfolgenden Abschnitten werden die Preisentwicklungen auf den Handelsstufen «Produktion», «Grosshandel für den Gastronomiekanal» sowie «Detailhandel» bzw. «Konsum» dargestellt. Zudem werden z. T. die Preisentwicklungen von Bio und Nicht-Bio-Produkten behandelt. Es ist zu beachten, dass Vergleiche von Preisen und deren Entwicklung zwischen verschiedenen Produktgruppen und Handelsstufen durch die heterogene Preisdefinition auf den verschiedenen Stufen (z. B. unterschiedliche Label-Zusammensetzung oder Verarbeitungsgrad) erschwert werden.

Produzentenpreise

In der Milchproduktion war das Jahr 2018 geprägt vom Anstieg des Milchpreises. Der Produzentenpreis für Milch erhöhte sich im Vorjahresvergleich um durchschnittlich
2,4 % und erreichte 63.88 Rp./kg. Der Vergleich zwischen 2009/11 und 2016/18 zeigt hingegen einen Rückgang um 3,4 %. Gleichzeitig gingen die Preise für die Käsereimilch praktisch ebenso stark zurück (-3,8 %), während diejenigen für Bio-Milch zunahmen (+7,6 %). Der Rückgang der Milchpreise hat verschiedene Ursachen, namentlich die Preisentwicklung auf den Weltmärkten (weitere Informationen dazu siehe Marktbericht Milch «Perspektiven im Milchmarkt»).

Auf dem Schlachtviehmarkt wurden im Jahr 2018 insbesondere beim Rindvieh und dem Bio-Fleischmarkt tiefere Preise festgestellt (Muni QM: 8.58 Fr./kg SG). Schlachtkühe wurden aber durch das knappe Angebot aufgrund des sinkenden Viehbestands weiter über dem Niveau von 2016 gehandelt. Zudem liegt das Preisniveau 2016/18 bei den Kühen bei 50 % über dem Niveau 2000/02. Die Preise für Schlachtschweine QM wurden 2018 gegenüber dem Vorjahr durchschnittlich stabil (3.75 Fr./kg SG). Langfristig liegt das aktuelle Niveau bei Schwein und Lamm deutlich unter den Preisen zur Jahrtausendwende, beim Rindvieh darüber.

Die Eierpreise waren über die letzten Jahre relativ konstant, u. a. wegen der Produktionsplanung und dem Mengenmanagement im Rahmen der in diesem Markt vorherrschenden vertikalen Integration. Zwischen 2002/04 und 2016/18 waren die statistisch erfassten Preise 2002/04 insgesamt leicht höher (unter anderem erklärbar mit der höheren Abdeckung bei der Sammelstellenerhebung seit 2015).

Beim Inlandgetreide wurden im Jahr 2018 gegenüber 2017 für Brotweizen leicht tiefere Preise beobachtet. Die Gründe für die Preisstabilität waren die von der Branche gegenüber dem Vorjahr unverändert fortgeschriebenen Richtpreise und die Wirkung des Zollkontingents. Die inländischen Preise für Futtergetreide sind gegenüber dem Vorjahr tendenziell unverändert geblieben. Bei Produkten bei denen Grenzabgaben erhoben wurden, sorgte das Schwellenpreissystems für die stabilen Schweizer Preise. Die Preise für Bio-Getreide entwickelten sich analog den konventionellen Preisen.

Bei den Hackfrüchten hatten die Witterungsverhältnisse einen grossen Einfluss auf die Produzentenpreise. Die Hitzewelle im Sommer sorgte für geringere Erträge als im Vorjahr und folglich für durchschnittlich leicht gestiegene Produzentenpreise sowohl bei konventionellen als auch bei den meisten beobachteten Bio-Kartoffeln. Die Schweiz war jedoch weitaus weniger von der Trockenheit betroffen als ihre Nachbarländer, welche z.T. historisch tiefe Kartoffelernten hatten.

Die Preise der beobachteten Obst-Arten haben sich im Vergleich zum Vorjahr bei Äpfeln und Birnen stark verringert (Golden: -20 %, Braeburn: -33 %, Conférence: -17 %). Dies ist darauf zurückzuführen, dass es nach dem katastrophalen Erntejahr 2017 im Jahr 2018 eine sehr grosse Kernobsternte gab. Auch die Preise der anderen beobachteten Früchte gingen im Vergleich zum Vorjahr mehrheitlich zurück, lediglich Tafelzwetschgen hatten einen leichten Anstieg des durchschnittlichen Jahrespreises von 3 %.

Bei konventionell produziertem Gemüse haben sich die Richtpreise franko Grossverteiler im Vergleich zu 2016 uneinheitlich entwickelt. Beispielsweise stieg der Kopfsalatpreis im Jahresdurchschnitt um 17 % an, während der Jahrespreis für Karotten um 21 % fiel. Beim Bio-Gemüse fällt auf, dass alle betrachteten Lagergemüse gegenüber dem Vorjahr deutliche Preisrückgänge verzeichneten. Im langfristigen Vergleich der Preise 2016/18 mit dem Durchschnitt von 2000/02 zeigt sich hingegen, dass nur konventionell produzierte Zwiebeln (-35 %) und Karotten (-4 %) Preisrückgänge hatten. Die anderen konventionellen Produkte und sämtliche Bio Produkte, die hier beobachtet werden, verzeichneten teils deutliche Preiserhöhungen.

Preise im Liefer- und Abholgrosshandel

Der Liefer- und Abholgrosshandel ermöglicht Gastronomen und Privatverbrauchern mit Einkaufskarte den Zugang zu einem breiten Sortiment an Lebensmitteln in meist grösseren Abpackeinheiten. Seit 2013 werden deshalb die Preise auf Stufe Liefer- und Abholgrosshandel beobachtet.

Zu den meistabgesetzten Milchprodukten zählten im Jahr 2018 standardisierte UHT-Vollmilch (1.14 Fr./l), Vollrahm (5.35 Fr./l), Joghurt (3.61 Fr./kg), Mozzarella (7.58 Fr./kg) und Kochbutter (11.87 Fr./kg). Im Vergleich zum Vorjahr sind die Preise der betrachteten Produkte im Jahr 2018 mehrheitlich gestiegen.

Bei den Eiern war der Importanteil im Grosshandel im vergangenen Jahr mit über 40 % deutlich höher als im Detailhandel, primär bedingt durch den tieferen Preis. Der Anteil ist im Vergleich der Vorjahre aber gesunken (2016 lag der Anteil bei über 50 %). Gegenüber 2017 wurden gekochte Freilandeier insgesamt günstiger, ansonsten wurden steigende Preise festgestellt. Der Bio-Anteil bei Schaleneiern stieg auf tiefem Niveau und lag bei 1,6 %.

Konsumentenpreise

Die Konsumentenpreise der meisten Milchprodukte (ohne Bio-Produkte) blieben 2018 im Vergleich zum Vorjahr praktisch unverändert. Trotzdem konnte für Konsummilch und Butter eine schwache Tendenz nach oben festgestellt werden. Bei den Bio-Produkten erhöhten sich die Preise leicht. Der langfristige Vergleich zwischen 2000/02 und 2016/18 zeigt bei den Konsumentenpreisen (ohne Bio-Produkte), genauso wie bei den Produzentenpreisen auch, einen Abwärtstrend. Die Preise für Käse, zum Beispiel für Mozzarella (-37,5 %), waren folglich tendenziell rückläufig, namentlich aufgrund der Liberalisierung des Käsemarktes. Die Preise für Produkte der «weissen» Linie, wie beispielsweise für standardisierte UHT-Vollmilch (Fettgehalt 35 g), verzeichneten ebenfalls einen deutlichen Rückgang (-18,4 %).

Beim Fleisch wurden 2018 mehrheitlich stabile bis leicht steigende Preise als im Vorjahr beobachtet. Ausnahmen gab es bei Kalbskoteletts, Schweinsplätzli, Hinterschinken und bei Poulet mit Knochenanteilen, welche günstiger wurden. Im langfristigen Vergleich (2000/02 und 2016/18) sind die Preise gestiegen, ausser beim Schweinefleisch und einigen Verarbeitungsprodukten auf Schweinefleischbasis wie etwa Wienerli und Cervelat. Dabei ist anzumerken, dass neben dem Konsumtrend zu fettärmerem Fleisch auch das Verhältnis von Angebot und Nachfrage beim Schweinefleisch einen grossen Einfluss auf den Preis hat (was sich im Schweinezyklus widerspiegelt).

Die Konsumentenpreise für Schweizer Eier haben sich 2018 unterschiedlich entwickelt: gekochte Importeier und frische Bodenhaltungseier wurden (leicht) teurer, ansonsten wurden stabile bis tiefere Preise beobachtet. Langfristig sanken die Preise für frische Eier, während gekochte Eier (ausser Import) durchgehend merklich teurer geworden sind. Im Biosegment sind die Preise für gekochte Eier 2018 leicht gesunken, langfristig aber gestiegen. Frische Bioeier wurden kurz- und langfristig teurer.

Bei den Kartoffeln hängen die Preise vom Angebot und der Nachfrage ab. Die meisten konventionellen Kartoffelarten hatten 2018 im Vergleich zum Vorjahr fallende Preise, vor allem die mehligkochenden Sorten inkl. der Hochtemperatursorten. Lediglich Frühkartoffeln verzeichneten im Vergleich zum Vorjahr einen um 6 % höheren Jahresdurchschnittspreis. Auch die betrachteten Kartoffeln in Bio-Qualität verzeichneten durchweg fallende Preise gegenüber dem Vorjahr.

Kristallzucker ist im Vergleich zwischen 2000/02 und 2016/18 deutlich günstiger geworden (-29,1 % mit 1.01 Fr./kg im Jahr 2018). Diese Entwicklung folgte damit dem Preiszerfall in der EU. Gegenüber dem Vorjahr hingegen blieb der Preis praktisch konstant.

Beim konventionell produzierten Obst in- und ausländischer Herkunft stiegen die Detailhandelspreise Äpfeln deutlich von 3.30 Fr./kg auf 3.73 Fr./kg an, was an den noch geringen Lagermengen der Vorperiode liegen dürfte, welche zu höheren Preisen verkauft wurden. Die neue Apfel- und Birnenernte war gross und sorgte eher für tiefere Preise gegen Jahresende. Bei Conférence Birnen gab es folglich einen leichten Preisrückgang (-1 %), denn die teure alterntige Ware war relativ früh im Jahr ausverkauft. Erdbeeren, Aprikosen und Kirschen hatten im Vergleich zum Vorjahr zum Teil deutlich höhere Preise, wohingegen Zwetschgen einen Preisrückgang verzeichneten.

Die Preise für konventionell produziertes Gemüse in- und ausländischer Herkunft haben sich im Vergleich zum Vorjahr unterschiedlich entwickelt. Während die Preise von Zwiebeln und Kopfsalat stiegen und der Preis von Karotten im Jahresdurchschnitt konstant blieb, sanken die Preise der anderen beobachteten Gemüsesorten. Beim Bio-Gemüse hatte im Vorjahresvergleich Kopfsalat mit +12 % die grösste Preissteigerung und Knollensellerie mit -4 % den grössten Preisrückgang. Langfristig haben sich die Preise der meisten beobachteten Gemüsearten von der Zeitperiode 2016/18 im Vergleich zu 2000/03 erhöht. Lediglich Salatgurken wurden über diesen langen Zeitraum günstiger.

Michel Yawo Afangbedji, BLW, Fachbereich Marktanalysen, michel-yawo.afangbedji@blw.admin.ch

Facebook Twitter