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Im Rahmen der Strukturverbesserungen unterstützt das BLW seit 2007 «Projekte zur regionalen Entwicklung (PRE)». Die finanziellen Beiträge, die für die PRE zur Verfügung stehen, dienen dazu, verschiedene Projekte zur Generierung von Wertschöpfung in der Landwirtschaft, initiiert von lokalen Projektträgern, zu unterstützen.

Der erste Teil dieses Artikels beschreibt das Instrument PRE und die Höhe der möglichen Beiträge. Darin wird ebenfalls ein Überblick über die Anzahl der laufenden Projekte gegeben. Im zweiten Teil des Artikels werden zwei spezifische Projekte zur regionalen Entwicklung herausgegriffen und genauer vorgestellt.

Anforderungen an PRE-Beiträge

Im Rahmen dieses Instruments werden nur Massnahmen unterstützt, die Wertschöpfung schaffen und die Zusammenarbeit zwischen der Landwirtschaft und landwirtschaftsnahen Sektoren wie beispielsweise dem Gewerbe, dem Tourismus oder der Forstwirtschaft stärken. Auf freiwilliger Basis können auch ökologische, soziale oder kulturelle Anliegen verfolgt werden.

Ausserdem muss ein PRE die folgenden grundsätzlichen Anforderungen erfüllen:

  • Die Landwirtschaft ist am Projekt vorwiegend beteiligt;

  • Das Projekt umfasst mindestens drei Teilprojekte unterschiedlicher Ausrichtung;

  • Das Projekt als Ganzes stützt sich auf einen übergreifenden Ansatz, der die verschiedenen Teilprojekte verbindet und vernetzt;

  • Die regionale Zusammenarbeit der Projektpartner ist über mehrere Jahre vereinbart;

  • Die Teilprojekte sind mit der Regionalentwicklung und der Raumplanung abgestimmt.

Prozessablauf und laufende Projekte

Nachdem die Initianten ihre Projektskizze beim BLW eingereicht haben, werden die folgenden Phasen durchlaufen, bis das Projekt abgeschlossen ist:

  • Vorabklärung: in dieser Phase analysiert die Trägerschaft die Machbarkeit der skizzierten Ideen;

  • Grundlagenetappe: In dieser Phase erfolgt die Detailplanung der Teilprojekte mit Fokus auf deren Umsetzung;

  • Umsetzung: Diese Phase dauert maximal sechs Jahre.

In der Umsetzungsphase werden die anrechenbaren, bundesbeitragsberechtigten Kosten in der Talzone zu 34 %, in der Hügelzone und in der Bergzone I zu 37 % sowie in den Bergzonen II – IV und im Sömmerungsgebiet zu 40 % finanziert. Die Beiträge des Bundes erfolgen unter der Bedingung, dass die kantonalen Beitragszahlungen, die mindestens 80 % der Bundesbeiträge ausmachen, ausgerichtet wurden. Die Kosten der Grundlagenetappe werden gemäss dem gleichen Schema finanziert. Die Kosten für die Vorabklärung werden vom BLW finanziert und dürfen höchstens 50 % der anrechenbaren Kosten mit einer Obergrenze von 20 000 Franken betragen.

Im Jahr 2018 beliefen sich die Ausgaben des Bundes für regionale Entwicklungsprojekte auf rund 5,6 Mio. Franken.

In der unten stehenden Karte und Tabelle sind alle PRE aufgeführt, die bis Ende 2018 in die Wege geleitet wurden:
 

Zoom: ab2019_pre_dt.jpg


Überblick über die im Jahr 2018 unterstützten PRE nach Phase

PhaseAnzahl
Vorabklärung13
Vorabklärung abgeschlossen6
Grundlagenetappe15
Laufende Projekte21
Abgeschlossene Projekte10
Total65

Quelle: BLW

PRE Marguerite

Schaffung eines Angebots im Bereich Reitwege und Vermarktung von regionalen Produkten

Zoom: ab2019_pre_marguerite_abbildung.jpg


Das Projekt zur regionalen Entwicklung «Marguerite» will von 2016 bis 2022 die Zusammenarbeit zwischen der Landwirtschaft, dem Gewerbe und dem Tourismus im Kanton Jura sowie im Berner Jura fördern. Dieses PRE bezweckt, dem Agrotourismus sowie der Produktion und dem Verkauf von regionalen Produkten neuen Schwung zu verleihen. Insbesondere ist vorgesehen, die Symbolkraft der Freiberger Pferde zu nutzen, um ein Netz von markierten Reitwegen aufzubauen.

Von 2016 bis 2022 sieht das PRE die Umsetzung von neun Teilprojekten vor. Bis heute wurden bereits sechs Teilprojekte realisiert. Es handelt sich dabei um Gästezimmer, zwei Gruppenunterkünfte, ein Geschäft mit regionalen Produkten, einen Lehrpfad, Boxen und Weidemöglichkeiten für Pferde sowie um ein Museum zum Thema Brennerei in Porrentruy.

Die Teilprojekte Aufbau und Ausschilderung von Reitwegen, Schaffung eines Dienstleistungszentrums sowie Kommunikation und Steuerung des PRE sind zurzeit am Laufen. Das PRE «Marguerite» will 9 Reitwege schaffen und sie mit zwei bereits bestehenden verbinden (Franches-Montagnes, Chasseral). Schlussendlich werden 11 Reitwege vorhanden sein, die untereinander verbunden und durchgehend markiert sind. Im Jahr 2018 wurde das Reitwegnetz rund um den Clos du Doubs eingeweiht, das 5 Touren mit einer Länge von 15 km bis 25 km umfasst. Die Gästezimmer und Pferdeboxen, die neu in zahlreichen Landwirtschaftsbetrieben den Reitern und ihren Pferden entlang des gesamten Reitwegnetzes als Unterkunft zur Verfügung stehen, lassen die Wertschöpfung erahnen, die dieses PRE der Region bringen wird.

PRE Val d'Illiez

Verbesserung der Produktionsbedingungen sowie Produktförderung in einem Bergtal

Zoom: ab2019_pre_val_illiez_abbildung.jpg


Seit 2017 wird im Val d’Illiez ein Projekt zur regionalen Entwicklung umgesetzt.Das Projektgebiet umfasst die Gemeinden Champéry, Troistorrents und Val-d’Illiez sowie das Vallon de They.

Angesichts des fallenden Milchpreises beschlossen mehrere Landwirte aus dem Val d’Illiez, sich fortan der Verarbeitung zu hochwertigen regionalen, wertschöpfungsstarken Produkten zuzuwenden. Dazu haben sie die Société d’agriculture du Val d’Illiez (SAVI) gegründet, die die Projektleitung innehat. Das Projekt besteht aus 18 Teilprojekten. Es bezweckt, die Produktionsinfrastrukturen von 10 Alpen zu sanieren, um die Produktionsbedingungen zu verbessern.Um die landwirtschaftlichen Einkünfte zu diversifizieren, ist ausserdem geplant, auf bestimmten Alpen den Agrotourismus voranzutreiben.

Zurzeit wird im Rahmen des Projekts ein gemeinsamer Käsereifekeller Val d’Illiez sowie ein Besucherzentrum gebaut. Diese Räumlichkeiten sind als Erweiterung der bereits bestehenden gemeinsamen Verkaufsstelle für lokale Produkte «La Cavagne» in Troistorrents konzipiert. Diese zwei Massnahmen werden dazu beitragen, den Wert der Milchprodukte zu steigern und diese professionell zu vermarkten. Zu diesem Zweck wurde 2018 die Marke «Saveurs dents du Midi» ins Leben gerufen. Diese Marke eröffnet Synergien mit der Tourismusregion «Dents du Midi», die nicht nur gleich heisst, sondern auch einen gleichen Auftritt hat. Synergien bestehen auch mit der Marke «Wallis». In naher Zukunft fasst das Projekt die Renovation des Schlachthofs von Champéry ins Auge. Die Stärkung der Fleischverarbeitung im Tal ist damit im PRE integriert.

Vincent Schmitt, BLW, Fachbereich Agrarökonomie, Raum und Strukturen, vincent.schmitt@blw.admin.ch

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