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Als Forschung der Bundesverwaltung gilt die vom Bund angestossene oder unterstützte Forschung. Darunter fallen Forschungstätigkeiten, vorwiegend im Bereich der angewandten Forschung, deren Ergebnisse für die Umsetzung der Aufgaben der Bundesverwaltung und den Vollzug öffentlicher Massnahmen erforderlich sind. Die Forschung des Bundes kann auch Aktivitäten umfassen wie den Betrieb von staatlichen Forschungsanstalten (z. B. Agroscope im Agrarbereich), die Gewährung von Beiträgen zur Finanzierung von Forschungsprojekten oder die Vergabe von Forschungsaufträgen. In der Land- und Ernährungswirtschaft unterstützt diese Forschung die Landwirtinnen und Landwirte bei ihren Bemühungen zugunsten einer rationellen und nachhaltigen Produktion.

Instrumente zur Unterstützung der Agrarforschung

Das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) nutzt zwei Instrumente, um die Schweizer Agrarforschung zu unterstützen: die Gewährung von Beiträgen und die Vergabe von Forschungsaufträgen. Die Forschungsbeiträge kommen Projekten zugute, die auf die Ziele des BLW ausgerichtet sind. Es handelt sich dabei oft um ökologische, ökonomische und soziokulturelle Projekte, die dem BLW von externen Gesuchstellern (z. B. Hochschulen, Universitäten, ETH, KMU) vorgelegt werden. Die Beiträge decken eher die angewandte Grundlagenforschung ab, die meist den Interessen der gesamten Gesellschaft und der nachhaltigen Entwicklung dienen. Wenn das BLW Probleme und Fragestellungen formuliert, die behandelt werden sollen, und die Aufgaben eines Projekts definiert, wird die Finanzierung über einen Forschungsauftrag sichergestellt. Diese Aufträge fallen meist in den Bereich der angewandten Forschung und dienen den effektiven Interessen der öffentlichen Hand und der Praxis. Der Schwerpunkt wird auf die Erarbeitung von reglementarischen Bestimmungen, auf Vollzugsfragen oder auf technologische und politische Aspekte gelegt.

Darüber hinaus gewährt der Bund dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) Finanzhilfen für die Durchführung von Leistungen und Forschung zugunsten des Biolandbaus sowie anderen Organisationen für Wissensaustausch und Vernetzung, wie z. B. dem Swiss Forum for International Agricultural Research. Diese Finanzhilfen werden normalerweise in vierjährigen Verträgen geregelt.

Das BLW unterstützt auch die Beteiligung von Schweizer Forschenden in europäischen, vernetzten Forschungsprojekten im Rahmen von ERA-NETs (European Research Area Networks, Programm der Europäischen Union zur Unterstützung von Innovation und technologischer Entwicklung in ganz Europa).

Finanzielle Mittel 2018

Von den Finanzhilfen und Beiträgen kamen rund 87 % der Förderung der Nachhaltigkeit und des Biolandbaus zugute.

Ausgaben des Bundes für die Unterstützung der Agrarforschung im Jahr 2018 

BegünstigteMio. Fr.
Finanzhilfevertrag zugunsten der Forschung oder der Förderung der Vernetzung 
FiBL6,97
Andere0,11
Beitrag zur Unterstützung von allgemeinen Forschungsprojekten 
Nationale Projekte1,10
Internationale Projekte0,19
Beitrag zur Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft und des Biolandbaus 
Nationale Projekte1,65
Internationale Projekte0,74
Forschungsaufträge, Ausschreibung 
Nationale Projekte1,07
Internationale Projekte0,03
Total11,91

Quelle: BLW

Beispiele unterstützter Forschungsprojekte

Dem BLW von Dritten eingereichte Forschungsgesuche werden intern, gegebenenfalls auch extern, beurteilt. Die wichtigsten Beurteilungskriterien sind dabei der zu erwartende Nutzen des Projekts, die wissenschaftliche Qualität und Vernetzung sowie der Mitteleinsatz. Idealerweise leisten Projekte einen Beitrag, um Ziele der Strategien und Aktionspläne des Bundes zu erreichen. Eine Übersicht über die wichtigsten Strategien und Aktionspläne gibt Tabelle 1 des Forschungskonzepts Land- und Ernährungswirtschaft 2017 – 2020 (S. 27). Alle vom BLW unterstützten Projekte werden in ARAMIS, der Datenbank des Bundes über Forschungsprojekte und Evaluationen, publiziert.

Die folgenden Kurzbeschreibungen sind eine kleine Auswahl von Projekten, die das BLW finanziell unterstützt und die vor kurzem abgeschlossen wurden oder vor dem Abschluss stehen. Die Beispiele zeigen, dass nach dem Abschluss eines Projektes oft noch Fragen offenbleiben und die Resultate weiterverarbeitet werden müssen, bis praxistaugliche Lösungen entstehen. Auch bei vermeintlich einfachen Fragestellungen ist der Forschungs- und Entwicklungsprozess sowie die Verbreitung der Erkenntnisse in die Praxis oftmals ein langwieriger, anspruchsvoller Weg.


TitelThe DockWeeder
Leitung der Schweizer Beteiligung / DurchführungAgroscope; Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW
PartnerBachmann Hochdruck-Anlagen AG
LaufzeitFebruar 2016 – Januar 2018
Gesamtkosten806 265 Franken
Beitrag BLW149 600 Franken


Mit den Zielen, die internationale Vernetzung der Schweizer Forschungsinstitutionen zu stärken und die Forschung und Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechnologie einschliesslich Präzisionsackerbau zu fördern, beteiligt sich das BLW am ERA-NET «ICT-Agri-2». Zusammen mit 15 europäischen Partnerländern lancierte das BLW 2015 eine Ausschreibung für Forschungsprojekte zum Thema «Enabling Precision Farming».

Im Rahmen dieses ERA-Nets entstand unter anderem das Projekt DockWeeder, dessen Ziel es war, Ampferpflanzen im Grünland mit einem autonomen Fahrzeug mit integrierter Software automatisch und biotauglich zu bekämpfen. Um dieses Vorhaben umzusetzen, wurde die Arbeit in sieben Etappen, sogenannte «work packages», unterteilt. So beschäftigten sich unter der Leitung des niederländischen Stichting Dienst Landbouwkundig Onderzoek (DLO) das dänische Department of Mechanical and Manufacturing Engineering (AAU) und der private französische Forschungspartner Pilgrim mit der Ausarbeitung eines Businessplans, der Kommunikation zukünftiger Resultate sowie dem Einbeziehen der potenziellen Endnutzer. Im Rahmen des vierten Arbeitspakets entwickelte die Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) ein Bilderkennungssystem, das das Sammeln von Daten mit präziser Zeitangabe für den jeweiligen Datentyp ermöglichte. Mithilfe der eingesetzten Kameras, die durch einen spezifischen Algorithmus kalibriert wurden, konnten die gewünschten Daten erhoben und anschliessend mithilfe eines durch das AAU entwickelten Systems ausgewertet, beziehungsweise das Unkraut erkannt werden.

Im nächsten Schritt entwickelte und testete Agroscope in Zusammenarbeit mit der Hans Bachmann Hochdruck-Anlagen AG eine Wasserapplikationseinheit, die das biotaugliche Bekämpfen von Ampferpflanzen ermöglicht sowie zur Befestigung an einem autonom agierenden Fahrzeug geeignet ist. Es entstand eine elektrisch angetriebene, rotierende Düseneinheit mit zwei Punktstrahldüsen. Diese spritzt die benötigte Wassermenge bei einem Druck von 120 bar an die Ampferwurzel. Die Heisswasserapplikation wird über einen fix programmierten, vertikalen Bewegungsablauf durchgeführt, bei der die beiden Wasserstrahlen bei ihrem Aufprall den Boden mechanisch aufbrechen. Durch eine Abwärtsbewegung der gesamten Applikationseinheit wird ein Bereich um die Ampferwurzel herum freigespült. Die dabei entstandene zylinderförmige Vertiefung enthält den heissen Schlamm, der auf die Ampferwurzel einwirkt und sie abtötet.

Das Zusammenfügen der einzelnen Arbeitsschritte sowie die Kommunikation der Resultate erfolgte durch Terrena (Frankreich). So konnte im Rahmen dieses Projektes durch internationale Zusammenarbeit ein Warmwasser-Unkrautbekämpfungsverfahren entwickelt werden, das für die Montage an einem Roboter mit Ampfererkennungssystem geeignet ist. Die beschriebene Heisswasserbehandlung ist eine chemiefreie Bekämpfungsalternative, die mittlerweile auf über 140 Betrieben in der Schweiz und im benachbarten Ausland im Einsatz ist.
 

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Skizze der Wasserapplikationsdüse ohne Lineargestänge und Spritzschutzscheibe, Roy Latsch, Agroscope.
 

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Erprobung des Applikationskopfes unter Feldbedingungen. Die Überschneidung der Wasserstrahlen zu Beginn des Vorgangs ist gut zu erkennen, Roy Latsch, Agroscope.


TitelBlühstreifen zur Bestäuberförderung
Leitung / DurchführungHochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL,
Hans Ramseier
PartnerAgroscope, Universität Bern
LaufzeitApril 2015 – Oktober 2018
Gesamtkosten539 150 Franken
Beitrag BLW340 000 Franken


Honigbienen, Wildbienen und andere Bestäuber wie Schmetterlinge, Nachtfalter, Fliegen, Käfer und Wespen leisten einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Biodiversität und der landwirtschaftlichen Produktion. Durch sie wird sichergestellt, dass jedes Jahr unzählige Wild- und Kulturpflanzen bestäubt werden. Doch es scheint nun, dass der Bestand sowohl an Honig- als auch an Wildbienen weltweit zurückgeht. Die Varroa-Milbe gilt als eine der Hauptursache dafür, es gibt jedoch noch andere Faktoren, unter anderem Nahrungsstress. Bei den Wildbienen bestimmt das vorhandene Blütenangebot massgeblich die Fortpflanzungsleistung. Gibt es während der intensivsten Brutzeit zu wenig verfügbare Nahrung, führt dies auch bei Honigbienenvölkern zu Wachstums-stopps und einer höheren Anfälligkeit gegenüber Krankheiten. Nektar und Pollen sollten den Bienen deshalb kontinuierlich während der gesamten Wachstumsperiode zur Verfügung stehen. In der modernen Kulturlandschaft ist dies aber nur selten erfüllt. Sind Obst und Raps verblüht, steht den Bienen nicht mehr genügend Nahrung zur Verfügung und es entsteht eine sogenannte Trachtlücke. Deshalb entwickelte die HAFL bereits ab 2011 Saatmischungen für Blühstreifen mit dem Ziel, die Trachtlücke zwischen Ende Mai und Ende Juli zu verringern und Bienen und anderen Insekten Nahrungs- und Aufenthaltsplätze zur Verfügung zu stellen.

Im Forschungsprojekt ging es nun darum, die provisorisch bewilligte und andere Saatmischungen mittels Feldversuchen zu prüfen und weiter zu entwickeln. Dabei sollte die Saatmischung einerseits gute agronomische Eigenschaften wie Auflaufen, Unkrautunterdrückung und Einbindung in die Fruchtfolge zeigen, andererseits sollte sie sowohl von Wild- und Honigbienen als auch von anderen Bestäubern häufig besucht werden.

Die Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt zeigen auf, dass die bewilligten Saatmischungen für Bestäuber-Blühstreifen aus agronomischer als auch aus Artenförderungsperspektive sinnvoll zusammengesetzt sind. Die Blühstreifenmischungen fördern Bestäuber von landwirtschaftlichen Kulturen aller Art, nicht nur Honigbienen, und mit dem zusätzlichen Angebot an Nahrung steigt auch die Fitness der Bienen. Die häufig geäusserte Befürchtung, ein attraktiver Blühstreifen könnte die Bestäuber von den zu bestäubenden landwirtschaftlichen Kulturen fernhalten, konnte nicht bestätigt werden. Im Gegenteil, es scheint sogar, als könnte ein in der Nähe der zu bestäubenden Kultur angelegter Blühstreifen die Anzahl Bestäuber auf dem angrenzenden Feld erhöhen. Erste Erkenntnisse aus dem Projekt flossen in den Bundesratsbericht zur Umsetzung des Nationalen Massnahmenplans für die Gesundheit der Bienen (2016) ein.
 

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Blühstreifen entlang eines Getreidefeldes in Münchenbuchsee. Urheberrechte: Hans Ramseier, HAFL.
 

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Schwebfliege auf einer Kornblume. Urheberrechte: Hans Ramseier, HAFL.


TitelInnovative Strategien zur Bekämpfung des Drahtwurms
Leitung / DurchführungHochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL, Andreas Keiser
PartnerAgroscope, Universität Göttingen
LaufzeitMai 2015 – Juli 2018
Gesamtkosten300 000 Franken
Beitrag BLW130 000 Franken


Der Drahtwurm ist die Larve von Käfern aus der Familie der Schnellkäfer. Er lebt im Boden und kann grosse Schäden an Kartoffeln und anderen landwirtschaftlichen Kulturen verursachen.

In diesem Forschungsprojekt ging es darum, möglichst wirksame und umweltschonende biologische oder chemische Bekämpfungsmethoden gegen den Drahtwurm zu entwickeln.

Das Projekt testete die folgenden drei Verfahren:

  1. Biologische Bekämpfung mit dem entomopathogenen Pilz Metarhizium brunneum, welcher auf Pilzgerste im Herbst oder Frühjahr vor Kartoffeln appliziert wurde.

  2. Biologische Bekämpfung mit der Attract-and-Kill Methode, bei der die Drahtwürmer durch CO2-Kapseln angelockt und dann durch den in der Kapsel enthaltenen Pilz Metarhizium brunneum infiziert wurden.

  3. Prüfung potenzieller insektizider Wirkstoffe als Saatbeizmittel in Herbst-Zwischenkulturen vor Kartoffeln oder im Frühjahr zu Kartoffeln.

Die Wirksamkeit der Pilzgerste-Applikation konnte im Projekt nicht abschliessend beurteilt werden, zu unterschiedlich waren die Ergebnisse von verschiedenen Versuchsflächen. Die Wirkung ist abhängig von einer genügend hohen Pilzpopulation im Boden und von der Zusammensetzung der Drahtwurmpopulation, denn die entomophagen Pilze sind sehr spezifisch gegen verschiedene Drahtwurmarten.

Die biologische Bekämpfung mit der Attract-and-Kill Methode mit CO2-Kapseln und Metharizium zeigte in Freiland-Topfversuchen unter kontrollierten Bedingungen Wirkungsgrade von 40 – 50 %. Im Freiland bei praxisüblicher Anwendung wurden vergleichbare Wirkungsgrade nur in wenigen Versuchen erreicht. Zum Zeitpunkt der Kartoffelpflanzung halten sich die Drahtwürmer oft noch in tieferen Bodenschichten auf und werden deshalb nicht erfasst. Die grosse Schwierigkeit ist demnach,den richtigen Zeitpunkt zu treffen, wenn die Drahtwürmer nahe der Oberfläche sind.

Die Ergebnisse zeigen klar, dass in naher Zukunft kaum wirksame Insektizide verfügbar sein werden. Keines der im Feld getesteten, heute noch zugelassenen chemischen Insektizide zeigte eine ausreichende Wirkung. Auch hier ist der Anwendungszeitpunkt entscheidend und muss gut auf den Lebenszyklus der Drahtwürmer abgestimmt sein.

Das Projekt hat aufgezeigt, dass es keine einfachen Lösungen gegen den Drahtwurm gibt. Neue wirksame und umweltverträgliche Insektizide sind derzeit nicht Sicht. Die biologische Bekämpfung mit Metarhizium zeigt eine interessante Teilwirkung, eine Anwendung direkt vor der Pflanzung der Kartoffeln ist jedoch nicht ausreichend. Die vorbeugenden Massnahmen wie das Meiden von Risikoflächen, die Platzierung der Kartoffeln mindestens drei Jahre nach Kleegrasumbruch, sowie eine mehrmalige flache Bodenbearbeitung nach der Getreide- und Rapsernte gewinnen auf Problemstandorten an Bedeutung.
 

Zoom: bild_5_kapselapplikation.png

Die CO2-Kapseln können mit den handelsüblichen Granulatstreuern bei der Pflanzung der Kartoffeln exakt dosiert werden. In Deutschland ist das Produkt provisorisch bewilligt. Urheberrechte: Andreas Keiser, HAFL.
 

Zoom: bild_6_befallener_drahtwurm.png

Drei Wochen nach der Applikation der Pilzgerste ist der Pilzbefall des Drahtwurms mit dem entomopathogenen Pilz Metarhizium brunneum deutlich zu erkennen. Urheberrechte: Sonja Eckard, Agroscope

Valérie Page, Nora Sauter, Eva Joho, BLW, Fachbereich Forschung, Innovation und Evaluation
valerie.page@blw.admin.ch

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