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Die grundlegenden Informationen zum Gewässerschutzprogramm sind zu finden auf www.blw.admin.ch > Instrumente > Ressourcen- und Gewässerschutzprogramm > Gewässerschutzprogramm

Abgeschlossene und laufende Projekte sowie Herausforderungen

Seit 1999 ermöglicht Artikel 62a des Gewässerschutzgesetzes dem Bund, im Rahmen des Gewässerschutzprogrammes Massnahmen in der Landwirtschaft zu fördern, die Abschwemmung und Auswaschung von Stoffen in ober- und unterirdische Gewässer verhindern. Projekte können finanziell unterstützt und umgesetzt werden, wenn Verbote und Gebote, der ökologische Leistungsnachweis (ÖLN) sowie die freiwilligen Direktzahlungsprogramme zu einer ungenügenden Reduktion der Belastung von Gewässern führen. Mehrheitlich wurden bisher Programme zur Reduktion der Nitratbelastung des Trinkwassers initiiert (24 laufende Projekte). Ein Projekt verfolgt die Reduktion der Phosphorbelastung im Baldegger-, Sempacher- und Hallwilersee im Kanton Luzern. Zwei andere zielen auf die Verminderung der Belastung von Gewässern mit Pflanzenschutzmitteln ab, und zwar im Fluss Boiron de Morges im Kanton Waadt und in der Lienne im Kanton Wallis.

Gemäss der Gewässerschutzverordnung sind die Kantone verpflichtet, für ober- und unterirdische Wasserfassungen einen Zuströmbereich zu bezeichnen und Sanierungsmassnahmen anzuordnen, wenn die Anforderungen an die Gewässer nicht eingehalten sind. Diese Massnahmen können bedeutende Einschränkungen bezüglich Bodennutzung und damit verbundene Erlöseinbussen für die Landwirtschaftsbetriebe mit sich bringen. Um diese Einbussen auszugleichen, werden Bundesgelder aus dem Gewässerschutzprogramm Landwirtschaft bereitgestellt. 2018 wurden ca. 5 Millionen Franken ausbezahlt.


Gewässerschutzprojekte in der Landwirtschaft sind mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert. Zur Erreichung der rechtlich vorgegebenen Ziele ist es wichtig, dass der Zuströmbereich hydrogeologisch richtig ausgewiesen ist und die Landwirtinnen und Landwirte sich wie vorgesehen am Projekt beteiligen. Je nach naturräumlichen Begebenheiten dauert es zudem unterschiedlich lange, bis sich die Wirkung der ergriffenen Massnahmen in der Gewässerqualität zeigt. Eine weitere Herausforderung besteht darin, den Zustand nach Abschluss der Sanierung dauerhaft zu halten. Die verschiedenen Möglichkeiten zur Sicherung des Erfolges werden zurzeit für den Vollzug präzisiert.

Wissenschaftliche Begleitung von Gewässerschutzprojekten

Das Phosphorprojekt Mittellandseen (LU), das Nitratprojekt Gäu (SO) und das Projekt Boiron de Morges (VD) werden wissenschaftlich begleitet, um die Effizienz und Wirksamkeit der im Rahmen der Gewässersanierungsprojekte umgesetzten Massnahmen zu prüfen.

Die wissenschaftliche Begleitung zum Phosphorprojekt Mittellandseen zeigte, über welche Eintragswege Phosphor hauptsächlich in den Baldeggersee gelangt, welche Flächen in hohem Mass zum Phosphoreintrag beitragen und wie mit Phosphor überversorgte Böden abgereichert werden können (Stoll et al., 2019). Damit der Baldeggersee zukünftig nicht mehr belüftet werden muss, ist die Phosphordüngung auf einem grossen Teil der landwirtschaftlichen Flächen deutlich zu reduzieren. Die Ergebnisse des Forschungsprojektes bilden die Grundlage für das geplante Folgeprojekt zu den Mittellandseen ab 2020.

Bei der wissenschaftlichen Begleitung zum Nitratprojekt Gäu, dem Forschungsprojekt NitroGäu, wird die Wirkung von Bewirtschaftungsmassnahmen zur Reduktion der Nitratauswaschung überprüft und das Punktesystem «Nitratindex» aktualisiert. Erste Resultate zur Nitratauswaschung im Gemüsebau bestätigen das erhebliche Nitratauswaschungspotenzial unter bzw. nach Gemüsekulturen im Freiland.

Mit folgenden Massnahmen kann die Nitratauswaschung im Freiland-Gemüsebau reduziert werden:

  • eine bedarfsgerechte Bewässerung,

  • eine gezielte Stickstoffdüngung unter Berücksichtigung des im Boden vorhandenen pflanzenverfügbaren Stickstoffs,

  • eine kulturangepasste Bodenbearbeitung,

  • einen geeigneten Umgang mit Ernterückständen und

  • durch den Anbau von rasch wachsenden Gründüngungarten im Herbst.

Die Wirkung solcher Massnahmen und deren Umsetzbarkeit in der Praxis wird derzeit vertieft untersucht.

Hauptprodukt der wissenschaftlichen Begleitung zum Projekt Boiron de Morges ist eine überarbeitete Methode zur Bestimmung des parzellenspezifischen Eintragsrisikos von Pflanzenschutzmittel in die Gewässer via Abschwemmung und eine aktualisierte Risikokarte. Diese Karte hilft u.a., zusammen mit dem Bewirtschafter die standortspezifisch sinnvollsten Massnahmen zur Reduktion von Pflanzenschutzmitteleinträgen ins Gewässer zu bestimmen. Sie ist auch eine Basis für Weiterentwicklungen, bei denen zusätzliche Risikofaktoren wie weitere Eintragswege, angebaute Kulturen und eingesetzte Pflanzenschutzmittel einbezogen werden.

Literatur

Noll D., Dakhel N., Burgos S.Beurteilung der Transferrisiken von Pestiziden durch Oberflächenabfluss. Agrarforschung Schweiz 1(3), 110 – 117, 2010, link

Stoll S., von Arb C., Jörg C., Kopp S., Prasuhn V., 2019: Evaluation der stark zur Phosphorbelastung des Baldeggersees beitragenden Flächen. Ed. Agroscope, Reckenholz, link

Ruth Badertscher, BLW, Fachbereich Agrarumweltsysteme und Nährstoffe, ruth.badertscher@blw.admin.ch

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